Allein bleiben will gelernt sein

Hallo meine Lieben,

als ich mich dazu entschied, mir einen Hund anzuschaffen, habe ich natürlich zahlreiche Bücher und Ratgeber über Hundeerziehung gelesen. Ich wollte mich bestmöglich informieren, um auch alles richtig zu machen. Später wurde mir erst klar, dass man niemals jeden Schritt richtig angeht und Fehler dazugehören, damit etwas Gutes dabei herauskommen kann.

Als es um das Thema „Lernen, alleine zu bleiben“ ging, waren sich die Ratgeber seltenerweise in der Methode einig, wie man es den Hund am besten lehren sollte. Kein großes Theater machen, einfach aus der Tür gehen und wieder hereinkommen, die Dauer zwischen dem Alleinsein stufenweise erhöhen. Man beginne mit dem Briefkasten, gehe irgendwann mal zur Wäsche, dann mal einkaufen und mehr.

Meine Erfahrung mit diesem Ratschlag war allerdings nichts besonders gelungen.

Luna war nie der Hund, der mich auf Schritt und Tritt verfolgte. Sie lag manchmal einfach im Körbchen und spielte mit ihrem Welpenspielzeug. Irgendwann fiel ihr dann ein, sie könnte ja mal schauen, was ich so mache und ging mich suchen.
Als ich also dem Ratgeber folgte und Luna so ans Alleinsein gewöhnen wollte, brach bei meinem Hund Panik aus. Sie rannte wie wild durch die Wohnung und suchte nach mir, fing an zu jaulen und weinen, dass man es im ganzen Hausflur hören konnte. Als ich wieder hinein kam, empfing sie mich überglücklich und behielt mich im Auge. Jedes Mal, wenn ich aufstand, musste sie mit, aus Angst, ich wäre plötzlich wieder verschwunden. Ich hatte also genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich wollte.

Und dann kam mir die Idee. Was wäre, wenn ich Luna beibringen könnte, ihr Bescheid zu sagen, dass ich kurz ginge, aber gleich wiederkäme? Das empfand ich als die ideale Lösung. Und auch wenn es vielleicht Vermenschlichung bedeutete, so wollte ich sie doch wie ein Familienmitglied behandeln. Ich würde meinem Bruder ja auch immer Bescheid geben, dass ich eben Getränke kaufen würde und gleich wieder da wäre.
Ich ließ sie also ablegen, streichelte sie einmal, sagte ihr, wohin ich gehen würde, und verließ die Wohnung. Ich schloss die Tür hinter mir (ohne abzuschließen) und ging die paar Stufen zum Briefkasten.
Natürlich hörte ich sie jankend vor der Türe oben, aber das war mir in dem Moment egal. Ich holte in Ruhe meine Post, stieg die Stufen wieder hinauf und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Ich schimpfte mit Luna, dass sie nicht janken solle und erst, als sie damit aufhörte, öffnete ich die Türe und begrüßte sie ausgelassen.
Eine Stunde später ging ich zur Wäsche. Ich ließ sie wie gewohnt ablegen, sagte ihr, ich sei gleich wieder da, und schloss die Türe. Ich hörte, wie sie zur Tür rannte und jankte. Ich blieb vor der geschlossenen Türe stehen und ermahnte sie, bis sie aufhörte zu janken. Danach stieg ich die Stufen hinunter, ging in den Waschkeller und kam wieder hinauf. Türe auf, ausgelassen begrüßen und dann war es wieder gut.
Mit den Übungen brachte ich meinem Hund schnell bei, wann ich die Wohnung verließ und sie lernte, an den Schritten im Flur zu erkennen, wann ich nach Hause kam. Mein Freund erzählte mir mal, dass Luna schon ein Spielzeug holte und vor der Tür stand, um mich zu begrüßen, wenn ich unten am Briefkasten stand oder die Treppen hochging.

Heutzutage sage ich Luna nur noch „Bin eben an der Wäsche“ und sie weiß, ich bin gleich wieder da.
Ich habe das Türabschließen als Symbol genommen, dass ich eine längere Weile weg bin, und das weiß sie dann auch genau. Das merke ich immer daran, wenn ich etwas vergesse, wieder hoch komme und einen Blick ernte, der zu sagen scheint: „Was machst du denn schon hier?“

Ich habe das Pensum stundenweise jede Woche ausgedehnt und so ist Luna in der Lage, 8-9 Stunden alleine Zuhause zu bleiben, ohne mir die ganze Wohnung zu zerlegen oder meine Nachbarn in den Wahnsinn zu treiben.
Die erste Hälfte des Tages (bis mind. 13 Uhr) schläfst sie sowieso. Selbst wenn ich dann mal Zuhause bin und Urlaub habe, ist das so in ihrem Rhythmus drin, dass sie irgendwann um die Ecke lugt und total überrascht wirkt, mich zu sehen.

Das war’s diesmal von mir. Fragen, Anregungen, Kommentare sind gerne gesehen 😉

Liebe Grüße
Sarah

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