Mein Hund soll nicht einfach alles fressen, was ihm vor die Nase kommt!

Hallo meine Lieben,

es war eine schwierige Entscheidung, den allerersten Erziehungstipp auszuwählen. Nun habe ich mich entschieden und zwar für die Erläuterung eines Befehls, der vielleicht nicht ganz so geläufig ist und nicht unbedingt von allen gleich verstanden wird.

Als ich das erste Mal davon hörte, bin ich einige Kilometer mit meiner Mama gefahren, um an einer speziellen Hundeschulung teilzunehmen, die mir mehr über mich, meinen Hund und unsere Beziehung versprach. Diese spezielle Schulung, und was ich daraus gelernt habe, möchte ich an einer anderen Stelle genauer erläutern, weil es einfach den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde und seinen eigenen Beitrag wert ist 😉

Der Befehl, um den es geht, ist die Erlaubnis, dass Luna jetzt fressen darf. Und zwar, wenn ich den von mir speziell dafür gewählten Begriff oder ein Zeichen oder eine Kombination daraus verwende.

Natürlich gingen mir entsprechende Fragen durch den Kopf wie „Wieso soll ich Luna erlauben, zu fressen? Kann sie nicht einfach fressen, wenn ich ihr den Napf vor die Nase setze?“

Die Antwort darauf ist ein klares Ja, das kann man so machen. Jedoch habe ich bestimmte Vorteile, wenn ich meinem Hund beibringe, auf einen Befehl hin zu fressen – und ausschließlich dann. Ich werde euch gerne die Vorteile, die ich für mich da entdeckt habe, auflisten:

  • Meine Luna hatte die Angewohnheit, wenn sie draußen auf dem Feld oder im Wald frei herumlief und etwas zu fressen fand, das auch unweigerlich zu inhalieren. Je nachdem, was es war, hatte ich viel Spaß damit. Wer will schon einen Hund abends neben sich sitzen haben, der aus dem Maul nach Pferdeäpfeln oder Fisch riecht? Ich denke, da gibt es keine Einsprüche :) Diese Angewohnheit habe ich durch den neuen Befehl bis zu 98% ausgemerzt. Sie schnuppert noch daran – was ich ihr auch nicht verbiete – geht danach weiter und ich freue mich über jeden Erfolg, denn das war mein Hauptziel! Da ich in der Stadt wohne, bin ich leider dazu gezwungen, wo doch so viele Schulkinder ihre Brote in die Büsche werfen oder hier sogar Verrückte vergiftete Köder auslegen. Ich möchte dadurch einfach verhindern, dass Luna eines ihrer Opfer wird.
  • Ich möchte nicht, dass fremde Leute Luna einfach Leckerchen in den Mund schieben. Manchmal ist man einfach nicht schnell genug, sagen zu können, dass man das nicht möchte und da hat sie es schon gefressen. Das gehört ebenfalls zu meinem Hauptziel, dass sie nicht einfach etwas annimmt, wo sie ja ohne den Befehl nicht fressen darf – wichtig an dieser Stelle ist, dass der Hund auch lernt, bei einem falschen Befehl zu verweigern. Ebenfalls ein Ziel, das mit diesem Befehl erreicht werden kann und einfach einen Schutzmechanismus für meine Luna darstellt.
  • Ein guter Nebeneffekt dieses Befehls ist, dass Luna klar wird, dass, auch wenn ich den Napf auf den Boden stelle, er immer noch mein Eigentum ist. Ich besitze diesen Napf und auch das Futter darin und sie muss darauf warten, dass ich ihr erlaube, mein Futter zu fressen. Man muss es einfach so sehen: Es ist Teil des Dominanztrainings, das mich in die klare Position des Rudelführers bringt. Denn so würde es in jedem tierischen Rudel auch vonstattengehen. Erst ist der Anführer in der Position zu fressen (deshalb den Hund innerhalb des Trainings immer nach einem selbst fressen lassen, niemals davor und nur wenn der Hund bereits verinnerlicht hat, wer der Boss ist, zeitgleich) und dann erlaubt er, wer als nächster darf (in einem tierischen Rudel gehen hier die einzelnen Hierarchien jetzt nacheinander durch und wer sich vordrängelt wird zurechtgewiesen).

Wenn man sich also wie ich dazu entschließt, seinem Hund diesen Befehl beizubringen, sollte man sich für die Wahl der Begrifflichkeit Zeit nehmen. Es sollte ein Begriff sein, der nicht so schnell damit verbunden wird. Schließlich will ich nicht, dass Fremde ihn durch Zufall nennen und Luna denkt, sie dürfe jetzt fressen. Beispiele hierfür wären „Chili“ oder „Kakao“ oder „Popkorn“. Solche Begriffe haben mit Essen zu tun, sodass man selbst und auch die Familie sich diesen leicht merken können, Fremde aber nicht darauf kommen, wenn sie den Hund dazu überreden möchten.

Wie bringe ich Luna also bei, dass sie auf den Befehl – nehmen wir für unser Beispiel den Begriff „Chili“ – fressen darf?

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Hier sind wieder kleine Schritte gefragt. Erst einmal musste ich Luna zu verstehen geben, dass sie nicht einfach drauf los fressen kann. Dazu habe ich das Futter „in Besitz“ genommen. Ich versperrte ihr also wortwörtlich den Blick auf ihr Fressen, das ich schon platziert hatte, und halte sie von ihrem Trott „sie stellt hin und ich fresse drauf los“ ab.

Sobald Luna das verstanden hatte, konnte ich mit ihr üben. Ich trat beiseite, sagte „Chili“ und zeigte beispielsweise als Kombination auf den Napf, damit Luna nicht nur etwas hörte, sondern auch das sah, was sie mit dem neuen Befehl verbinden sollte. Zum Üben bietet sich natürlich an, das mit kleinen Leckerchen zu machen, da man das Training auf diese Weise wiederholt hintereinander anwenden kann.

Als dritten Trainingsschritt führte ich dann ein, um auch sicherzugehen, dass Luna verstanden hatte, dass sie ausschließlich auf den Befehl „Chili“ fressen darf, falsche Worte einzustreuen. Bedeutet, ich nahm ein paar Leckerchen und hielt ihr diese vor die Nase. Ich sagte zum ersten „Chili“. Sie durfte es fressen. Beim nächsten sagte ich beispielsweise „Kakao“ oder was anderes und falls Luna es ebenfalls fressen wollte, verneinte ich ihr Tun, um ihr klar zu machen, dass sie gerade die falsche Option gewählt hatte. Das wiederholte ich immer wieder, bis Luna es verstanden hat. Wichtig bei dieser Übung ist, dass man unterschiedliche Worte einstreut. Wenn ich immer „Kakao“ einstreuen würde, verstünde Luna unter Umständen nur, dass sie auf diesen Befehl nicht fressen darf, aber nicht, dass „Chili“ das magische Wort darstellt.

Wichtig ist, dass man diesen Befehl nun kontinuierlich verwendet. Es sollte keine Ausnahmen geben, denn diese werfen einen im Trainingserfolg wieder weit zurück.

Ich habe leider das Problem, dass meine Luna beim Tierarzt große Angst hat. Dieser überredet sie schnell mal mit Leckerchen und schon darf ich beinahe wieder von vorne beginnen, weil mir der Vorteil, ohne den Befehl nichts von Fremden anzunehmen, verloren geht. Ich versuche das Problem einzugrenzen, indem ich sie mit den Leckerchen überrede oder meinen Befehl flüstere, damit sie die Erlaubnis hört, es fressen zu dürfen. Das klappt allerdings nicht immer und hat dann bei Luna ausschließlich auf das zweite Ziel Auswirkungen.

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Durch die Einführung dieses Befehls ist es meiner Mama, die einen Aussie Rüden namens Duncan und einen Schäferhund-Mix namens Leo besitzt, und mir möglich, die drei Hunde vollkommen stressfrei nebeneinander zu füttern. Wir füllen die Näpfe, stellen jedem von ihnen einen hin und verstauen die Vorräte. Währenddessen haben wir drei aufmerksame Hunde, die wedelnd vor ihren Näpfen sitzen und auf die Erlaubnis warten, zu fressen. Bei Gelegenheit werde ich davon sicher auch nochmal ein Bild einstreuen, damit ihr davon einen Eindruck bekommt.

Damit ist mein erster Beitrag auch schon zu Ende und ich hoffe, einigen damit einen Denkanstoß gegeben zu haben. Fragen und Anregungen könnt ihr gerne drunter kommentieren oder mir direkt eine Nachricht zukommen lassen.

Liebe Grüße

Sarah

2 Thoughts on “Mein Hund soll nicht einfach alles fressen, was ihm vor die Nase kommt!

  1. Erstaunlicherweise kann Luna sich sogar bei einem Napf voller Bockwürstchen zurückhalten 😀
    Aber ich sollte dir ein Buch über den aktuellen Stand der Wolfsforschung ausleihen, da das Rudelverhalten ein unnatürliches, durch Gehegehaltung entstandenes Phänomen ist. 😉

    • Ich könnte mir vorstellen, dass es bei manchen Tieren durch Gehegehaltung dazu gekommen ist, dass sich Rudel gebildet haben. Aber ich denke nicht, dass man pauschal behaupten kann, Rudelverhalten sei unnatürlich. Zumal der Begriff unnätürlich auch diskussionsfähig ist 😉 Es mag sein, dass sich ein Rudelverhalten durch einen äußeren Einfluss entwickelt, aber deswegen ist es doch nicht unnatürlich. Die Natur passt sich neuen Gegebenheiten an :)

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